Silbersee II
Quarzwerke
Geschichte des Quarzsandabbaus.
Halterner Sande. Als „Halterner Quarzsande“ bezeichnet man eine Ablagerungsfolge der Kreidezeit (Santon),die durch ein kieseliges Bindemittel häufig schwach verfestigt ist. Sie haben eine
Ausdehnung von annähernd 900 qkm und erstrecken sich halbmondförmig etwa von Lüdinghausen bis Borken.
Die mittlere Mächtigkeit der Ablagerungen beträgt 100 Meter. Die überwiegend unter dem Grundwasserspiegel anstehenden Quarzsande werden heute in den Gewinnungsteichen (Silberseen) mit Saugbaggern
bis zu einer Tiefe von 40 m abgebaut. Die im Bereich Dülmen, Hausdülmen, Haltern - Flaesheim und Sythen abgelagerten Halterner Sande weisen einen besonders hohen Reinheitsgrad ( bis zu 99,9%)
auf, der auf Bleichvorgänge durch huminsäure Wasser zurückzuführen ist. Die hiesigen Sande werden in der Glasindustrie zur Herstellung von Flansch- und Hohlglas, sowie von Wasserglas für die
chemische Industrie und in der Gießereiindustrie zur Herstellung von Gussformen und – kernen eingesetzt. Auch in vermahlender Form als Quarzmehl finden sie ein weites Anwendungsfeld, so als
Füllstoff in Gießharzen und anderen Kunststoffen, als Schleif - und Poliermittel sowie als Rohstoff in der keramischen Industrie. Um die Versorgung ihrer Kunden langfristig sicher zu können. hat
die „Quarzwerke GmbH“ in diesem Gebiet große Vorkommensreserven erworben. Die Lagerstätte ist heute in drei Gewinnungsteichen erschlossen, von denen zwei aktiv sind (Silberseen 1und
2).
Geschichtliche Entwicklung. 1883 errichteten die Unternehmer Hilfenberg und Miesem aus
Dülmen in der Potthofs rund der Werningsheide bei Hausdülmen auf Grund der dortigen Lehmvorkommen eine Dampfziegelei, die 60 Arbeiter beschäftigte.
Als der Lehmvorrat erschöpft war begann man mit dem Abbau der darunter liegenden Quarzsande. Am 7.Dezember 1886 wurden die ersten mit Sand beladenen Waggons aus der Mesemschen Sandgrube bei
Hausdülmen, die mit der Eisenbahnstrecke Haltern-Münster durch ein Anschlussgleis verbundenen waren, nach Haltern befördert. Dabei hoffte die Sythener Bevölkerung auch, dass der lange gehegte
Wunsch, eine Eisenbahnhaltestelle in Sythen einzurichten, sich bald erfüllen möge.
Am 1.März 1896 kaufte die
„Rheinische Sandwerke A.G.“aus Düsseldorf die Sandgruben der Dülmerner Unternehmer zu einem Preis von 150.000 Mark auf. Weiter verkauft wurde der Betrieb 1914 an die Firma Kükenhöher, die auch
weiterhin den Abbau von Quarzsand betrieb. Der erste Verwalter dieses Sandwerke war Bernhard Mühlenbrock aus Sythen, dort besser unter dem Namen „Braombrinks Natz“ bekannt. Maschinen gab es bei
der Sandgewinnung damals noch nicht. Der Sand wurde von Arbeitern mit der Schüppe auf Feldbahnloren geschaufelt, die von einer Dampflokomotive gezogen wurden. In den“ schwarzen Jahren“ nach dem
verlorenen 1. Weltkrieg wurde das Sandgeschäft für kurze Zeit unrentabel. Der Altwerthändler Paul Klein pachtete 1920 das Gelände mit allen darauf stehenden Gebäuden und richtete in diesen ein
Altpapier-Sortier-Werk ein, das er jedoch bereits 1924 wieder aufgab.
Bessere Zeiten. 1924 war das Jahr, in dem
die „Quarzwerke GmbH“ des Unternehmens Großpeter Lindemann mit Hauptsitz in Frechen, sowohl dort, als auch in Sythen durch Übernahme der Firma Kükenhöher in die Gewinnung von Quartsand
einstiegen. Die Betriebsführung wurde der Tochtergesellschaft, der „Rheinische Bau -u. Kristallsandwerke GmbH“, übertragen.
1927 erhielten das Werke auch in Sythen einen eigenen Bahnanschluss. Aber auch für andere schien der Abbau von Quarzsand wieder Erfolg versprechend gewesen zu sein. Die Firma „Heinrich Jung KG“
begann 1922 in Fohrmanns Heide mit der Sandgewinnung, stellte aber den Betrieb dort schon nach zwei Jahren wieder ein.
1927 nahm sie in der Geisheide die Sandgewinnung ( Silberseen 1 und2 )wieder auf und arbeitete auch noch nach dem 2. Weltkrieg. 1966 wurde die Firma von der „ Quarzwerke GmbH - Werk Haltern “
übernommen und als „Tagebau Werk Haltern West“ bezeichnet. Die Arbeiten der „ Quarzwerke GmbH-Werk Haltern“ waren bereits 1960 unter Bergaufsicht gestellt worden. Damit sollten auch solche
Schäden vermieden werden wie 1966,als die Werkstraße von der B51 zum Betriebsgelände durch Unterspülung einstürzte. Der Schaden wurde jedoch in wenigen Tagen behoben.